ApexLife

Pumpspeicherkraftwerke als Rückgrat der Energiewende: Innovationen und Investitionen deutscher Energieversorger

Anja Schneider

Pumpspeicherkraftwerke erleben in Deutschland eine technologische und ökonomische Renaissance. Als unverzichtbare „Möglichmacher der Energiewende“ sichern sie nicht nur die Netzstabilität, sondern stehen auch im Fokus erheblicher Investitionen großer Energieversorger wie EnBW und Uniper.

Bedeutung von Pumpspeicherkraftwerken für die Energiewende

Die Energiewende erfordert flexible Lösungen zur Speicherung und Freisetzung elektrischer Energie. Pumpspeicherkraftwerke bieten eine der effizientesten Methoden, überschüssigen Strom – insbesondere aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne – zwischenzuspeichern und bedarfsgerecht ins Netz einzuspeisen.

EnBW setzt auf Modernisierung und Leistungsausbau

Mit der Modernisierung des Rudolf-Fettweis-Werks in Forbach positioniert sich EnBW an der Spitze dieser Entwicklung. Rund 280 Millionen Euro werden in den Ausbau investiert. Im Zentrum steht ein neuer unterirdischer Wasserspeicher und eine leistungsfähige Pumpturbine, die zukünftig 57 Megawatt zusätzliche Pumpleistung ermöglichen. Nach Fertigstellung im Jahr 2027 erhöht sich die Gesamtleistung auf 77 Megawatt. Als Folge kann die Stromproduktion der zugehörigen Schwarzenbachtalsperre um rund zehn Prozent gesteigert werden. Neben der erhöhten Leistung bringt der Ausbau mehr Flexibilität, um kurzfristig auf Schwankungen im Stromnetz zu reagieren – ein entscheidender Beitrag zur Versorgungssicherheit.

Wiederinbetriebnahme stillgelegter Anlagen im Fokus

Auch Uniper investiert gezielt in die Reaktivierung inaktiver Infrastruktur. Das Pumpspeicherkraftwerk Happurg bei Nürnberg, lange stillgelegt, soll bis 2028 erneut in Betrieb gehen und als größtes Pumpspeicherkraftwerk Bayerns eine zentrale Rolle übernehmen. Die Wiederinbetriebnahme der Anlage nutzt bestehende Ressourcen und kann schneller sowie mit geringerem ökologischem Fußabdruck als ein kompletter Neubau erfolgen.

Kommerzieller Trend: Umwidmung von Kohlekraftwerken und -minen

Ein deutlicher Trend zeichnet sich durch die Umwidmung ehemaliger Kohlekraftwerks- und Mineninfrastruktur ab. Während bislang hohe Investitionskosten eine Umstellung auf Pumpspeicher verhinderten, steigt das wirtschaftliche Potenzial durch die Energiewende deutlich an. Energieversorger erkennen die Möglichkeiten, bestehende Standorte und Gruben als Energiespeicher zu nutzen. Zu den Vorteilen zählen

- Nutzung von Infrastruktur und Netzanschlüssen

- Verkürzte Genehmigungsphasen und geringere bauliche Eingriffe

- Regionale Wertschöpfung und Arbeitsplatzsicherung

Allerdings bleibt die Frage der Wirtschaftlichkeit ein zentraler Faktor, da Investitionssummen wie beim EnBW-Projekt in Forbach aufzeigen, dass politischer Rückhalt und langfristige Planungssicherheit notwendig sind. Die Inflationsentwicklung und regulatorische Vorgaben spielen eine große Rolle bei der Bewertung neuer Projekte.

Technologischer Fortschritt und Netzstabilität

Mit innovativen Pumpturbinen, leistungsfähiger Leittechnik und optimierter Speicherkapazität entstehen immer flexiblere Anlagen. Das Rudolf-Fettweis-Werk demonstriert etwa durch die Realisierung eines neuen unterirdischen Rauchkammern-Kavernenspeichers, wie moderne Pumpspeicherkraftwerke den Energiefluss effizient steuern können. Mit dem gezielten Einsatz dieser Technik meistern Netzbetreiber Herausforderungen wie Frequenz- und Spannungsregelung. Pumpspeicherkraftwerke fungieren damit als verlässliche Pufferspeicher in einem von Volatilität geprägten Strommarkt.

Wirtschaftliche Perspektiven und Marktdynamik

Die Energieversorger positionieren sich zunehmend als Dienstleister für Systemdienstleistungen. Neben der klassischen Stromproduktion gewinnen Sekundärmärkte an Bedeutung, beispielsweise Netzdienstleistungen wie Schwarzstart-Fähigkeit oder die Bereitstellung von Primärregelleistung. Investitionen in Pumpspeicher lohnen sich zunehmend durch diese neuen Einnahmequellen – ein Umstand, der die Zahl der Projekte steigen lässt und neue Akteure auf den Markt zieht.

Beispiele und Marken: EnBW, Uniper und Schwarze Zahlen

EnBW baut ihre Expertise in Baden-Württemberg mit modernisierten und erweiterten Anlagen aus, während Uniper in Bayern auf Nachnutzung und Effizienzsteigerung setzt. Dahinter stehen ambitionierte Ziele zur CO2-Reduktion und zum Ausbau erneuerbarer Energien, welche den Betreibern auch auf europäischer Ebene Wettbewerbsvorteile verschaffen. Die Erhöhung der Speicherkapazität und die Anpassung an variable Einspeisungen machen Pumpspeicher zum Bindeglied zwischen grüner Stromerzeugung und klassischer Energietechnik.

Herausforderungen und Zukunftsaussichten

Trotz des Aufwärtstrends bleibt der Sektor mit Herausforderungen konfrontiert. Genehmigungsverfahren, hohe Anfangsinvestitionen und technologische Komplexität sind Faktoren, die Projekte verzögern können. Gleichwohl unterstützt die politische Zielsetzung der Energiewende eine stärkere Förderung dieser Technologie. Mit wachsenden Anforderungen an Netzstabilität und Flexibilität werden Pumpspeicherkraftwerke auch langfristig eine tragende Rolle im europäischen Energiesystem einnehmen.

ALLE ARTIKEL