Trinkgeld ist für viele Friseurinnen und Friseure mehr als nur eine freundliche Geste – oft bedeutet es Anerkennung für handwerkliche Arbeit, die in diesem Berufsfeld ohnehin unter vergleichsweise anspruchsvollen Bedingungen erbracht wird. Niedrige Gehälter machen das Thema zusätzlich relevant. Nicht zuletzt sorgt ein kürzlich viral gegangenes TikTok-Video aus einem bekannten Darmstädter Salon für Gesprächsstoff: Die Bandbreite an Trinkgeldern reicht dort laut Aufzeichnung von wenigen Cent bis zu bemerkenswert hohen Summen.
Gewohnheiten rund ums Trinkgeld
Während in der Gastronomie klare Erwartungen herrschen, bleibt das Geben von Trinkgeld im Friseurhandwerk individueller geprägt. Vielfach orientieren sich Kunden am Richtwert von fünf bis zehn Prozent des jeweiligen Rechnungsbetrags, doch Abweichungen nach oben oder unten sind durchaus alltäglich. „Manche geben 20 Euro bei einem höheren Rechnungsbetrag – andere zahlen lediglich 5 Cent“, berichtet eine Friseurin aus dem viralen Video, das zu hitzigen Online-Diskussionen führte.
Warum Trinkgeld für Friseure entscheidend ist
Viele Angestellte sind auf Trinkgelder angewiesen: Das durchschnittliche Einkommen im Friseurhandwerk bewegt sich häufig an der unteren Grenze des Tariflohns. Ein Großteil der Beschäftigten erzielt durch diese Extras einen bedeutenden Anteil ihres Monatsverdiensts. Fachleute weisen daraufhin, dass gerade persönliche Dienstleistungsberufe wie Friseurinnen und Friseure von Kundenzufriedenheit und zwischenmenschlicher Interaktion leben – das Trinkgeld ist dabei oft Ausdruck besonderer Anerkennung für Beratung, handwerkliches Geschick und das soziale Miteinander im Salon.
Kontroverse um die Höhe des Trinkgeldes
Das Darmstädter TikTok-Video zieht Kreise, weil es auch darüber hinaus die Frage aufwirft: Wann empfinden Friseurinnen und Friseure ein Trinkgeld als wertschätzend – und wo beginnt die Kränkung? Viele Angestellte berichten, dass Kleinbeträge von unter einem Euro nicht nur enttäuschend, sondern teilweise sogar verletzend wirken. Insbesondere, wenn erhebliche Mühe, Beratung und handwerkliche Präzision in den Termin geflossen sind, wird fehlende oder sehr geringe Anerkennung als Demotivation empfunden.
Empfehlungen und Richtwerte
Branchenkenner nennen fünf bis zehn Prozent des Endbetrags als angemessene Orientierung für ein angemessenes Trinkgeld im Friseursalon. Damit liegen Kunden in aller Regel richtig, ob beim klassischen Haarschnitt, einer aufwändigen Farbveränderung oder spezielleren Dienstleistungen wie Balayage oder Hair Extensions. Viele Kundinnen und Kunden, die mit einer Dienstleistung sehr zufrieden sind oder eine langjährige Beziehung zu „ihrem“ Salon pflegen, zeigen sich beim Trinkgeld großzügiger und zahlen höhere Beträge – dies wird in der Branche meist als besonders wertschätzend wahrgenommen.
Unterschiede im Kundenverhalten
Ob das Trinkgeld fester Bestandteil des Salonbesuchs ist oder gelegentlich ausbleibt, hängt oft von regionalen Gewohnheiten, persönlichem Budget oder dem individuellen Verhältnis zur Friseurin beziehungsweise zum Friseur ab. Während treue Stammkundinnen häufig routiniert einen prozentualen Betrag addieren, sind Neukunden oder Gelegenheitsbesucher manchmal unsicher und verzichten eher oder überschätzen, was als „zu viel“ empfunden werden könnte.
Trinkgeld als Teil der Unternehmenskultur
Viele moderne Salons kommunizieren mittlerweile offen mit ihrem Team, wie Trinkgelder verteilt werden. Einige Betriebe sammeln alle Summen zentral und teilen sie solidarisch auf, während in anderen der jeweils betreuende Friseur oder die betreuende Friseurin das Trinkgeld direkt erhält. Auch in den sozialen Netzwerken wachsen Diskussionen über Fairness, Gleichberechtigung und den angemessenen Umgang mit der Kundengabe.
Praxisbeispiele und Perspektiven
Ein erfahrener Salon in Frankfurt nennt Durchschnittswerte: Bei Kassenbons zwischen 40 und 60 Euro erhalten die Angestellten meist um die drei bis fünf Euro Trinkgeld, gelegentlich sogar mehr. Besonders bei aufwändigen Dienstleistungen, die mehrere Stunden in Anspruch nehmen, steigt auch die Bereitschaft für mehr Großzügigkeit. Wichtig bleibt, dass sich die Geste für beide Seiten stimmig anfühlt – und dass respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe erhalten bleibt.
Fazit aus aktueller Diskussion
Die virale Debatte belegt, dass Trinkgeld im Friseurhandwerk ein vielschichtiges Thema ist: Wertschätzung, Kundenbindung und finanzielle Aspekte greifen ineinander. Während starre Regeln nicht existieren, setzen sich fünf bis zehn Prozent des Preises als gesellschaftlich akzeptierter Richtwert durch. Letztlich bleibt es eine persönliche Entscheidung, die jedoch von der Branche als ein Zeichen respektvoller Anerkennung betrachtet wird.