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Veränderter Geruchssinn als frühes Anzeichen für Alzheimer: Neue Forschungsergebnisse

Dr. Markus Lehmann

Ein nachlassender Geruchssinn gilt mittlerweile als eine der frühesten Warnungen für Alzheimer – oft noch bevor andere Symptome beobachtet werden können. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus einer Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) bieten Einblicke in die Ursachen und potenziellen Folgen dieses Phänomens.

Wie Immunzellen Nervenverbindungen stören

Untersuchungen der DZNE- und LMU-Forscher zeigen, dass bestimmte Immunzellen eine zentrale Rolle beim Abbau wichtiger Nervenverbindungen einnehmen. Früh im Verlauf der Alzheimer-Erkrankung werden besonders die Verbindungen zwischen Riechkolben und Locus coeruleus angegriffen. Das betrifft Areale im Gehirn, die für die Wahrnehmung von Gerüchen verantwortlich sind.

Das „Fress mich“-Signal: Membranzusammensetzung als Auslöser

Die Forscher konnten nachweisen, dass Veränderungen in der Zusammensetzung der Membranen von Nervenfasern wie ein „Fress mich“-Signal auf Mikroglia wirken. Diese spezialisierten Immunzellen erkennen und entfernen daraufhin gezielt die betroffenen neuronalen Verbindungen. Das Resultat ist ein Abbau von Nervenzellen, der frühzeitig die Geruchswahrnehmung beeinträchtigt.

Vergleichende Studien an Mäusen und verstorbenen Patienten

Beeinträchtigungen des Geruchssinns wurden sowohl bei Versuchstieren als auch post mortem an Gehirnhälften verstorbener Alzheimer-Patienten identifiziert. Insbesondere Mäuse mit genetischer Prädisposition für Alzheimer-Symptome zeigten frühzeitig Auffälligkeiten in der Wahrnehmung von Duftstoffen. Diese Daten lassen sich laut Forschern auf die Situation beim Menschen übertragen.

Bedeutung für die Frühdiagnose von Alzheimer

Die Erkenntnisse, dass schon subtile Riechstörungen auf entstehende Alzheimer-Prozesse hinweisen können, sind für Diagnostik und Prävention von großer Bedeutung. Durch gezielte Tests des Geruchssinns wäre es möglich, Risikopersonen früher zu identifizieren und den Verlauf der Erkrankung genauer zu überwachen. Das eröffnet die Chance, therapeutische Maßnahmen frühzeitig einzuleiten.

Intervention durch Amyloid-beta-Antikörper

Ein frühzeitiges Eingreifen könnte insbesondere den rechtzeitigen Einsatz von Amyloid-beta-Antikörpern ermöglichen. Diese Medikamente richten sich gezielt gegen die für Alzheimer typischen Eiweißablagerungen. Wissenschaftler betonen, dass Interventionen im Anfangsstadium größeres Potenzial haben, das Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern oder zu mildern.

Kommerzielle Anwendungsmöglichkeiten im Überblick

- Entwicklung von standardisierten Geruchstests für die ärztliche Praxis

- Integration von Riechtests in digitale Diagnostikplattformen für Frühwarnsysteme

- Zielgerichtetes Marketing für Pharmaunternehmen hinsichtlich Früherkennungstools und begleitender Immuntherapien

Unternehmen aus dem MedTech- und Biotech-Bereich setzen verstärkt auf innovative Untersuchungskonzepte. Anbieter wie Roche oder Biogen arbeiten aktiv an Tests und Wirkstoffen, die im Zuge dieser Erkenntnisse weiter optimiert werden könnten.

Ausblick: Forschung und Praxis Hand in Hand

Die Verbindung zwischen verändertem Geruchssinn und Alzheimer steht exemplarisch für den Trend, kleinste Frühwarnzeichen systematisch zu erfassen. Mit personalisierten Ansätzen, neuen Testverfahren und dem gezielten Einsatz medikamentöser Interventionen steigt die Bedeutung frühzeitiger Diagnosemöglichkeiten im Gesundheitssektor. Weitere Studien und klinische Anwendungen dürften ein besseres Verständnis für die Zusammenhänge schaffen und die Entwicklung wirksamer Therapien fördern.

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